Littstein

Noch die Oberamtsbeschreibung von 1831 vermutet die Burg auf der gegenüberliegenden Seite der Trailfinger Schlucht im Areal einer dortigen „Schanze“. An anderer Stelle vermerkt sie jedoch bereits im Zuge der Beschreibung der abgegangenen Siedlung Elwangen, dass auf diesem Bezirk nach der Überlieferung einst auch eine Burg namens „Hohenlittstein“ lag.

In der spärlich vorhandenen Literatur wurden teilweise ein 1328 als Söldner der Stadt Pisa genannter Eberhardus de Litestein sowie ein 1356 als Führer einer päpstlichen Truppe erwähnter Herrico de Litesten mit der Burg in Verbindung gebracht. Zwar erscheint dies durchaus plausibel, eine tatsächlich gesicherte Zuordnung beider Personen ist bislang allerdings nicht möglich.

Den archäologischen Funden nach scheint die Burg im Laufe des 13. Jahrhunderts entstanden und vermutlich noch im selben Jahrhundert wieder aufgegeben worden zu sein. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Sitz ritterlicher Dienstmannen der Grafen von Urach. Der wohl spätestens im 16. Jahrhundert abgegangene, nur wenige hundert Meter entfernte Weiler Elwangen befand sich 1396 im Besitz der Bertha von Seeburg und des Uracher Vogts Dietrich Bels, die ihn damals jedoch an Württemberg verkauften. Möglicherweise handelte es sich bei dieser nicht ganz exakt zu verortenden Siedlung um den ehemaligen Burgweiler der Burg Littstein, der diese um einige Jahrhunderte überdauerte.

Burg Littstein lag etwa 1,5 Kilometer nordwestlich des Dorfs Trailfingen auf einem kleinen, nach Osten hervorspringenden Burgfelsen am Rand der Hochfläche, etwa 75 Meter hoch über dem Steilhang der Trailfinger Schlucht. Die etwa 18 x 30 Meter messende Burgfläche wird ostseitig durch den felsigen Hang geschützt. Gegen die Feldseite im Südwesten sicherte die Anlage ein etwa 40 Meter langer und knapp 10 Meter breiter, leicht bogenförmigen Halsgraben. Lediglich die nordwestliche Seite des Burgareals war mit dem dort nur mäßig ansteigenden Hang verhältnismäßig leicht zugänglich.

Hinter dem Graben scheint in einem stark mit Bruchsteinen durchsetzten Schuttriegel der Rest eines Schildwalls erkennbar zu sein. Dahinter zeichnet sich eine quadratische Fläche von etwa 6 bis 7 Meter Seitenlänge ab, in der der Rest eines ehemaligen Gebäudes, der Form und Position nach vielleicht auch eines Turms, zu vermuten ist. Auf den anschließenden verebneten Bereichen, die den Rest der Burgfläche ausmachen, lassen sich obertägig keine zusätzlichen Bauspuren mehr nachvollziehen. Weitgehend unklar bleibt auch, inwiefern ein an der Nordecke der Anlage etwas tiefer liegender, wohl künstlich verebneter Bereich in die Anlage mit einbezogen war oder wo der einstige Zugang zur Burg erfolgte.

Burg Littstein dürfte einst Zentrum einer kleinen Adelsherrschaft gewesen sein. Diese verfügte allem Anschein nach über ökonomisches Zubehör in der näheren Umgebung, worauf vielleicht noch die „Burgäcker“ unterhalb der Anlage hinweisen könnten. Die Burg lag zudem verkehrsgeographisch günstig an der bedeutsamen, vom Ermstal und Urach kommenden Straße auf die Alb und nach Münsingen.

Christoph Bizer/Rolf Götz, Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb, Stuttgart 1989, S. 41.

Der Landkreis Reutlingen. Amtliche Kreisbeschreibung, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Reutlingen, Sigmaringen 1997, S. 135-136.

Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb (in Vorbereitung).

J. D. G. Memminger, Beschreibung des Oberamts Urach, Stuttgart/Tübingen 1831, S. 136.

Claus Oeftiger, Burgen im oberen Ermstal, in: Der Runde Berg bei Urach. Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 14, Stuttgart 1991, S. 154-156.

Günter Schmitt, Kaiserberge, Adelssitze. Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014, S. 124-125.

Günter Schmitt, Burgenführer Schwäbische Alb 4, Biberach 1991, S. 253-258.

(Michael Kienzle)