Baldelau
Wasserstetten (Gomadingen), Landkreis Reutlingen
Höhe: 700 Meter
Burg Baldelau ist eine kleine Burgstelle hoch über dem Brunnental bei Wasserstetten, unmittelbar gegenüber der benachbarten Ruine Blankenstein.
(Michael Kienzle)
Wer die Erbauer oder die Besitzer der kleinen Burganlage Baldelau bei Wasserstetten waren, ist ebenso wie deren genaue Entstehungszeit bis heute unbekannt. Die Bezeichnung selbst erscheint erstmals im Jahr 1316 als ein damals blankensteinischer Wald „Baldenloch“ in der schriftlichen Überlieferung Erwähnung findet, der erneut 1462 genannt wird. Einen konkreten Hinweis auf die Burg liefert erstmals das Forstlagerbuch aus dem Jahre 1745, das „ein alt zerfallen Schloss“ benennt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war die Existenz der Burg jedoch umstritten. Ausgehend von der mündlichen Überlieferung der ansässigen Bevölkerung fanden schließlich inoffizielle Nachforschungen statt, in deren Zuge 1961 in 50 cm Tiefe Grundmauerreste erkannt und „unglasierte mittelalterliche Tonscherben“ gefunden werden konnten. Heute ist der Verbleib dieser Funde allerdings unbekannt und so steht eine gesicherte Datierung der Anlage weiterhin aus. Die vorhandenen Indizien, darunter die Nennung des Bezirks als „Waldstück“ zu Beginn des 14. Jahrhunderts sowie die vage Beschreibung des Fundguts, lassen eine Nutzungszeit der Burg während des 13. Jahrhunderts vermuten. Vielleicht diente sie einst als Sitz einer Ministerialenfamilie aus dem ritterlichen Dienstmannenkreis der Herren von Blankenstein.
Burg Baldelau lag knapp 300 m nördlich von Burg Blankenstein auf einem hoch über dem Brunnental hervorspringenden Felsen am Rand der dortigen Hochfläche. Sie erstreckte sich über eine Fläche von rund 25 x 30 m auf einem nahezu dreieckigen, an den Felsrändern steil abfallenden Areal. Gegen die Hochfläche wurde die Anlage durch einen leicht bogenförmigen, mehrere Meter breiten Halsgraben abgeschnitten. Dahinter erhebt sich als Rest einer Mauer ein dem Grabenverlauf folgender niederer Steinschuttwall. Auf der Burgfläche selbst sind keine eindeutigen Gebäudespuren mehr erschließbar, sodass die einstige Ausformung der Anlage vage bleibt. Eine rechteckige, verebnete Fläche in der Nordostecke könnte allerdings auf einen ehemaligen Gebäudestandort hinweisen. Im südlichen Teil der Burgfläche findet sich eine auf drei Seiten klar erkennbare, aus dem felsigen Untergrund gearbeitete eckige Vertiefung, die auf einen turmartigen Baukörper an dieser Position hindeuten könnte. Bruchstücke von Hohlziegeln innerhalb des Burgareals verweisen auf das einstige Vorhandensein hochwertiger Dachdeckung der Burggebäude.
Eine ausgedehnte und über die Jahrhunderte relativ konstant gebliebene Rodungsinsel im Vorfeld der Anlage könnte als Standort burgeigener Ökonomiestrukturen gedient haben. Darüber hinaus lassen sich bislang jedoch nur wenige Angaben zur Einordnung der Burg in ihrem kulturlandschaftlichen und historischen Kontext machen.
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