Alt-Ehrenfels
Hayingen, Landkreis Reutlingen
Höhe: 610 Meter
Burg Alt-Ehrenfels war der Sitz der Herren von Ehrenfels und Zentrum der gleichnamigen Adelsherrschaft im Gebiet um Hayingen und Wimsen. Später diente die Burg als Sitz einer Gundelfinger Nebenlinie und der Kaib von Hohenstein.
(Michael Kienzle)
Wann genau Burg Ehrenfels erbaut wurde, ist nicht belegt, jedoch kann eine Entstehung zu Beginn des 13. Jahrhunderts angenommen werden. Im März des Jahres 1257 erscheint unter den Zeugen des Ulrich von Gundelfingen ein Anselm von Ehrenfels. Die in der Folge mehrfach genannte, bis heute aber kaum erforschte Familie war bis in die Federseegegend hinein begütert. Wahrscheinlich befand sich deren Burg von Anfang an unter gundelfingischer Oberhoheit und war der Familie als Lehen überlassen worden. Die Burg selbst wird erstmals im Jahr 1265 als Ausstellungsort einer Urkunde genannt. Bereits um 1330 war den Herren von Ehrenfels die Burg aber verloren gegangen, welche daraufhin hauptsächlich im Gebiet zwischen Donau und Federsee nachweisbar sind. 1337 gehörte die Burg dann dem Ritter Swigger von Gundelfingen von Ehrenfels, dessen Familie dort bereits früher Besitzrechte innehatte.
Spätestens seit dieser Zeit diente sie als Sitz einer Gundelfinger Nebenlinie, bis sie 1408 an die Herren Kaib von Hohenstein ging. Diese hatten die Burg nachweislich seit 1410 als „freies Eigen“ inne. Hans Simon Kaib verkaufte sie 1469 mitsamt der zugehörigen Mühle und allem Zubehör an Graf Ulrich von Württemberg, der sie 1474 wiederum an das Kloster Zwiefalten abtrat. 1516 wurde die Burg durch das Kloster endgültig zerstört, da sie offenbar „als Unterschlupf für Wegelagerer diene und die durch das Glastal verlaufende Straße gefährdete“.
Zwischen 1735 und 1740 wurde etwa 700 Meter südlich der Ruine durch den Abt von Zwiefalten ein neues Schloss Ehrenfels errichtet, welches 1803 Phillipp Christian Friedrich von Normann zum Mannlehen erhielt. Die Burgruine dagegen wurde dem Verfall überlassen.
Burg Ehrenfels liegt in Halbhöhenlage auf einem felsigen Sporn etwa 2 Kilometer westlich von Hayingen zwischen dem Glastal und dem dort einmündenden Schweiftal. Markantester Bauteil ist der Rest der abgewinkelten Schildmauer mitsamt des integrierten Rundturms auf der Feldseite der Anlage. Darüber hinaus sind nur noch geringe Mauerreste erhalten. Durch Renovierungen jüngerer Zeit wurde die Ruine stark überformt. Den ältesten erkennbaren Baubestand bildet die ehemalige Ringmauer, welche in einer jüngeren Ausbauphase nochmals auf eine Stärke von bis zu 4 Meter verstärkt wurde. Spätestens zu dieser Zeit dürfte ein dahinter angelehntes Gebäude bestanden haben, das sich unter anderem durch Balkenlöcher im Mauerwerk belegen lässt. Wohl einer letzten Ausbauphase entstammt der im Durchmesser etwa 8 Meter messende Rundturm, der über den Eckbereich der Schildmauer gesetzt wurde. Sein auffallend dünnes, nur etwa 0,8 Meter starkes Mauerwerk lässt in ihm einen jener „Pseudobergfriede“ des Spätmittelalters erkennen, die nicht mehr die Massivität der tatsächlichen Bergfriede (etwa der Lautertalburgen) aufwiesen, aber als Beispiel für das Überdauern älterer Traditionen und entsprechender Symbolhaftigkeit im Burgenbau des Spätmittelalters dienen können. Der Zugang in das Untergeschoss erfolgte durch einen Lukendeckel, aber auch der heutige ebenerdige Zugang scheint bereits im Mittelalter angelegt worden zu sein. Ansonsten lässt die etwa 22 x 25 Meter große Kernburgfläche kaum obertägiges Mauerwerk erkennen, jedoch deuten Schuttwälle und Verebnungen an mehreren Stellen auf ehemalige Gebäude hin.
Der Zugang zur Kernburg erfolgte vermutlich über ein Tor an der Nordostseite. Zur Feldseite bot ein etwa 8 Meter breiter und noch 4 bis 5 Meter tiefer Halsgraben Schutz. Nordöstlich der Kernanlage befand sich eine kleine Vorburg, die keine obertägig sichtbaren Mauerreste mehr erkennen lässt. Auf deren einstige Umfriedung und Bebauung verweisen künstlich bearbeitete Felsrippen sowie undeutliche Geländespuren.
Zur Burg Ehrenfels gehörte einst ein kleiner Herrschaftsbezirk, bestehend aus Feldern, Äckern und ausgedehnten Wäldern sowie ein zugehöriger Burgweiler. Bereits um das Jahr 1300 etwa verfügte Konrad von Gundelfingen über Herrschaftsrechte an „den Häusern zu Ehrenfels und an dem Wasser, das darunter fließt“.
Der Landkreis Reutlingen. Amtliche Kreisbeschreibung, Sigmaringen 1997, S. 793-794.
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Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb (in Vorbereitung).
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Stefan Uhl, Die Burgruinen Alt-Ehrenfels und Schatzberg. Blätter des Schwäbischen Albvereins 92/4 (1986), S. 114-118.