Wielandsteine
Lenningen, Landkreis Esslingen
Höhe: Circa 670-700 Meter
Auf und um den jäh ins Lenninger Tal abfallenden Felsenkamm des Wielandsteins gab es im Mittelalter mehrere Burgen, die teils gleichzeitig, teils nacheinander bestanden. Ursprünglich wohl von edelfreien Burgherren errichtet und bewohnt, dienten die Burgen auf dem Wielandstein spätestens seit dem Ende des 13. Jahrhunderts niederadligen Rittergeschlechtern als Sitz. Der Wielandstein kann als Stammsitz der Familie der „Swelcher“ angesehen werden.
Vermutlich um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden die Burgen Alt-Wielandstein und Hinterer Wielandstein. Über ihre Erbauer ist nichts bekannt, aber es liegt nahe, dass die edelfreien Herren von Lenningen auf dem das Tal prominent überragenden Felsen hier eine kleine Höhenburg errichteten.
Erst 1240 bezeugen schriftliche Quellen einen Ritter Bertold von Wielandstein, 1241 auch einen Ulrich von Wielandstein, die sich nach dem Adelssitz benannten. Um 1250 wurde die Burg Alt-Wielandstein aufgegeben, da sie mit dem Bau der Burgen Vorderer Wielandstein und Mittlerer Wielandstein ihre Bedeutung einbüßte. 1279 hatten die Edelfreien von Wielandstein ihren edelfreien Stand offenbar verloren und dienten den Herzogen von Teck als Ministerialen. In diesem Jahr wurden sie auch erstmals „Swelher“ (Schwelger, Säufer) genannt und gaben den Namen „von Wielandstein“ langsam auf. Um 1330 verließen sie ihre Stammburg schließlich und zogen in die nahegelegene Stadt Kirchheim. Die Burg kam 1387 in württembergischen Besitz und wurde, wegen ihrer militärischen Bedeutung in der Nähe der Teck und im Lenninger Tal, nur verpfändet, nicht als Lehen veräußert. Erst 1478 verkaufte Ulrich von Württemberg aus Geldnot den Wielandstein als Lehen für 300 Gulden an die in in der Gegend begüterte Familie Schilling von Cannstatt. Im Bauernkrieg 1525 verwüsteten die aus Kirchheim kommenden Bauern den Wielandstein, 1533 ging er an die Gemeinde Oberlenningen über und ist seitdem im kommunalen Eigentum, heute der Gemeinde Lenningen. Seit dem 16. Jahrhundert zerfiel die Burg und wurde zum Burgstall. Erst 1976-1979 wurde der Hintere Wielandstein mit großem Aufwand restauriert und instand gesetzt. Im Januar 2015 stürzte ein beträchtlicher Teil des höchsten Burgfelsens zu Tal, dabei wurden auf seiner Spitze alte Mauerreste der Burg Hinterer Wielandstein freigelegt. Wegen der Gefahr weiterer Felsabbrüche ist der Wielandstein, der auch ein beliebter Kletterfels war, seitdem gesperrt.
Auf dem Felsenkamm lassen sich vier Burgen unterscheiden, die teils nach ihrer Lage aus Sicht vom Tal benannt werden und chronologisch eingeordnet werden können.
Der Alt-Wielandstein als wohl älteste, ins 12. Jahrhundert zurückreichende Befestigung erstreckte sich auf einer Fläche von rund 13 auf 30 Metern und war von einer massiven Mauer umgeben. Genauere Aussagen über die ehemalige Burg lassen sich heute nicht mehr machen, lediglich Geländespuren sind noch zu sehen. Er lag an der vorderen Stelle des Kamms, bevor dieser sich zum Vorderen Wielandstein absenkt.
Gleichzeitig mit dem Alt-Wielandstein entstand auch der Hintere Wielandstein, gelegen am Zugang des Felsenkamms vom Albtrauf her. Er wurde 1976-1979 baulich gesichert und ist – bis auf die Schäden durch den Felssturz - gut erhalten. Der Zugang erfolgte von Osten über eine Holzbrücke in den Burghof, wo Gebäudereste und eine Zisterne restauriert wurden. Der Hauptbau war durch eine 2,23 Meter starke Frontmauer gesichert und besitzt eine rekonstruierte gotische Pforte. Der Fels schützt die Burg an ihrer Hauptangriffsseite und umschließt den Hauptbau. Auf der Felsspitze befand sich ein Turm, dessen Fundamentreste nach dem Felssturz in einer Spalte zutage traten.
Der später entstandene Vordere Wielandstein befindet sich am südlichsten Punkt der Anlage. Die nach Osten gerichtete Schildmauer ist mit 3,8 Meter sehr massiv und thront bis zu 12 Meter über dem Burggraben. Sie schützt die ungefähr quadratische Grundfläche der inneren Burg von 21 auf 21 Meter.
In der Mitte der Anlage liegt der Mittlere Wielandstein. Er ist sowohl nach Osten als auch nach Süden durch einen Graben geschützt und durch einen steilen Felsen in Kern- und Vorburg (8 auf 20 Meter) getrennt. Die Kernburg ist mit 13 auf 20 Metern deutlich größer und von einer 1,3 Meter starken Mauer umschlossen. Das Untergeschoss ist teilweise direkt in den Fels gehauen, ähnlich wie beim Hinteren Wielandstein. Der trennende Fels diente wohl als Basis eines Turms (5 auf 7,5 Meter).
Grundrisse Günter Schmitt: Kreisarchiv Sigmaringen Nachlass XI/98 Günter Schmitt
Bizer, Christoph und Gradmann, Wilhelm: Burgen und Schlösser der Schwäbischen Alb, Leinfelden-Echterdingen 1994
Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Stadt Kirchheim unter Teck Schriftenreihe des Stadtarchivs Band 31 – Die Thietpoldispurch und die Burgen der Kirchheimer Alb – Neue Methoden und Ergebnisse der Burgenforschung, Kirchheim unter Teck 2004
Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Vergessene Burgen der Schwäbischen Alb, Leinfelden-Echterdingen 1989
Pfefferkorn, Wilfried und Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Wielandstein, eine Burgruine auf der Schwäbischen Alb, Braubach 1981.
Schmitt, Günter: Kaiserberge, Adelssitze – Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014
Schmitt, Günter: Burgenführer Schwäbische Alb – Band 4 Alb Mitte-Nord, Biberach 1991
Anfahrt von Kirchheim unter Teck auf der B 465 nach Oberlenningen. Auf der A 8 Stuttgart – München die Ausfahrt Mühlhausen nehmen, über Wiesensteig und Schopfloch nach Oberlenningen. Parkplatz in Oberlenningen: Heinrich-Scheufelen-Platz und Sportplatz. „Wielandsteinweg“ bis zum Waldrand folgen, dann "Alpenverein Raute" Schild bis zum Hinteren Wielandstein bzw. bis zur Sperrung.
Grundsätzlich frei zugänglich, derzeit aber wegen Felssturzgefahr gesperrt.