Blankenstein
Wasserstetten (Gomadingen), Landkreis Reutlingen
Höhe: 710 Meter
Burg Blankenstein war der Stammsitz der Herren von Blankenstein und Zentrum der gleichnamigen Adelsherrschaft im Gebiet um Dapfen, Wasserstetten und Eglingen.
Mit dem 1182 genannten Berthold de Blankinstein und zwei zwischen 1150 und 1232 nicht genauer einzuordnenden Adeligen namens Swigger und Balbina treten die Herren von Blankenstein erstmalig in der Überlieferung auf. Ob diese mit den bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bezeugten Herren von Dapfen verwandt sind, lässt sich nicht gesichert entscheiden.
(Michael Kienzle)
Im Jahr 1313 wird die Burg Blankenstein erstmals eindeutig als castrum benannt. Archäologischen Funden zufolge wurde sie allerdings bereits während der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut. Sie diente fortan als namensgebender Familiensitz und Zentrum einer ausgedehnten Adelsherrschaft um die Orte Dapfen, Wasserstetten und Eglingen. Nach Westen reichte der Blankensteiner Einfluss bis nach Ödenwaldstetten und bis zu der abgegangenen Siedlung Weidental.
Infolge der Vermählung Bertholds von Blankenstein mit Elisabeth, der Erbtochter der Edlen von Steinheim, gelangten die Blankensteiner im 13. Jahrhundert zu Besitz im Neckartal. Dort gründeten sie um 1250 das Kloster Mariental in Steinheim. Die alte Stammherrschaft auf der Alb verlor im Zuge dieser Verlagerung zunehmend an Bedeutung und es folgten mehrere Besitzveräußerungen. So erwarben 1316 die Herren von Grafeneck umfangreiche Blankensteiner Güter, darunter die Fischenz in der Lauter und umfangreiche Waldbezirke. Im frühen 14. Jh. gerieten die Blankensteiner zunehmend unter Druck durch das expandierende Haus Württemberg. Als Folge der wohl auch kriegerisch geführten Auseinandersetzungen überließ im Jahr 1320 Swigger von Blankenstein dem Grafen Eberhard von Württemberg für den Schaden, den sie von minen wegen gehebt hant seine Burg Blankenstein mit allem was dazu gehörte. In der Folge blieb die Burg württembergisch. 1336 saß auf ihr ein Herr von Talheim und 1365 ist Konrad Glahemer, Schreiber des Grafen Eberhard von Württemberg, Inhaber der Burg. 1394 ging sie an Dietrich Speth, der sie zusammen mit Dapfen als Leibgeding erhielt und 1442 ist die Burg verpfändet. Bereits im Landbuch von 1624 wird sie nicht mehr erwähnt. 1977 erfolgte eine Instandsetzung des Bergfrieds, der Rest des ehemaligen Burgareals liegt heute weitgehend unbeachtet im Wald. Als Wappen führten die Herren von Blankenstein eine schräg nach rechts steigende silberne Schrägspitze auf rotem Grund.
Burg Blankenstein liegt am Rand der Hochfläche auf einem felsigen, heute dicht bewaldeten Hang etwa 60 m oberhalb des Brunnentals bei Wasserstetten. Den Kern bildete ein noch etwa 11 m hoher, vollständig mit Buckelquadern verkleideter Turm, der sich auf dem zentralen Burgfelsen erhob. Trotz dessen umstrittener funktionaler Einordnung dürfte es sich hierbei um einen geradezu klassischen Bergfried des Hochmittelalters handeln. Inwieweit der dahinter liegende Teil des Felsens überbaut war, lässt sich nur vage erahnen. Unmittelbar vor dem Burgfelsen liegt ein kleiner „grabenartiger“ Vorhof, der von einer erhöhten Felsrippe und einem östlich daran anschließenden Wallverlauf umfriedet wird, in dem der Rest einer ehemaligen Ringmauer erhalten sein dürfte. Vielleicht befand sich westlich der Felsrippe ein unterkellertes Gebäude, auf das undeutliche Geländespuren sowie ältere Berichte hinweisen. Gegen die Hochfläche schirmte dieses Kernareal einst ein aus dem Fels gearbeiteter, heute jedoch stark verfüllter Burggraben ab.
Weitgehend unklar bleibt die Einordnung eines feldseitig beziehungsweise der Hochfläche zugewandt liegenden Burgteils. Dort findet sich ein eindeutig künstlich veränderter, etwa 10 m breiter und rund 30 m langer Bereich, auf dem teils noch geringfügige Reste von Mauerwerk sowie eine etwa 2 m tiefe und im Durchschnitt rund 6 m messende Grube erkennbar sind, die als Relikte ehemaliger Baustrukturen angesprochen werden können. Im Vorfeld finden sich Relikte zweier Wälle, die heute, teils abgetragen und stark verflacht, auf eine ausgedehntere Umwehrung der Burg hinweisen. Auffällige Geländespuren finden sich auch ostseitig des Burgfelsens in Form verebneter Flächen sowie in einer tiefer liegenden ausgedehnten Terrassierung. Dass es sich im Falle der Burg lediglich um eine „bescheidene“, eher kleinräumige Anlage handelte, wie dies in der Literatur teils geäußert wurde, erscheint mit Blick auf die im Gelände erhaltenen Spuren jedenfalls kaum haltbar. Vielmehr bleibt festzuhalten, dass es sich bei Burg Blankenstein – zumindest in deren spätmittelalterlicher Ausbauphase – wohl um eine durchaus großräumige Anlage gehandelt haben dürfte, die nicht nur der Stellung der edelfreien Blankensteiner Familie entsprach, sondern die auch solchen Anlagen, wie etwa dem nicht weit entfernten Hohengundelfingen, bezüglich ihrer Ausdehnung wohl nicht allzu weit nachstand.
Noch lange nach dem Niedergang der Burg lässt sich deren ökonomisches Zubehör in Form herrschaftlicher Güterkomplexe weiterverfolgen. Relikte eines alten Aufstiegs im burgnahen Umfeld, der vom Lautertal kommend nach Eglingen führte, zeugen überdies von der einstigen verkehrsgeographischen Bedeutung des Adelssitzes.
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