Buttenhausen
Buttenhausen (Münsingen), Landkreis Reutlingen
Höhe: 665 Meter
In Buttenhausen existierten einst zwei Burganlagen. Die eine lag als Höhenburg im unteren Bereich eines vorspringenden Sporns an der Stelle des heutigen Friedhofs und oberhalb der Kirche, die andere befand sich als Niederungsburg beziehungsweise Wasserburg unterhalb im Tal und ist heute vollständig überprägt.
(Michael Kienzle)
Die Entstehungszeit beider Burgen ist bis heute unbekannt. Erstmals genannt wird eine Burg in Buttenhausen am 19. April des Jahres 1389, als der Ritter Friedrich III. von Gundelfingen die Vogtei im Ort an den Propst des Klosters Güterstein verkaufte. 1569 wird die obere Burganlage erneut explizit erwähnt. Es ist anzunehmen, dass dieser Adelssitz bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen dürfte. Unklar ist, wer die Erbauer oder frühen Besitzer der Burg waren. Da sie allerdings im 14. Jahrhundert unter der Verfügung der Herren von Gundelfingen erscheint, könnte sie diesen bereits früher gehört haben. Vermutlich lag in dem 1275 erstmals genannten Ort Buttenhausen relativ alter Besitz der stammesverwandten Familien Steußlingen-Justingen-Gundelfingen. 1330 stiften nämlich Anselm von Justingen und seine Frau Haylgun zu ihrem Seelenheil die Leutkirche zu Buttenhausen und den oberen Maierhof. 1364 war die gundelfingische Herrschaft Buttenhausen an Eglolf von Freyberg verliehen. Später im Besitz der Herren von Stein und den Herren von Klingenstein, wird die Anlage bis in das 16. Jahrhundert bewohnt. In der Folgezeit kam es zu weiteren Besitzerwechseln. 1805 ging die Oberhoheit über das Dorf an Württemberg. Die Gutsherrschaft erwarb 1812 Christian von Münch, dem seine Tochter Barbara von Weidenbach als Erbe nachfolgte. Dieser Familie ist auch die Erbauung des jüngeren Weidenbach’schen Schlosses zuzuschreiben.
Die mittelalterlichen Burgen wurden damals schon lange nicht mehr als Herrschaftssitze genutzt. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts existierten aber Reste von „zwei Schlössern“. Eines davon lag am Berg hinter der Kirche und wurde als Fruchtkasten genutzt, das andere befand sich „am Wasser“ und wurde „in neueren Zeiten“ abgebrochen und zu Ökonomiegebäuden verwendet. Bereits 1778 wird unterschieden zwischen einem „alten Schloss auf dem Berg“ und einem „unteren Schloss“ oder „Wasserschloss“. Schon im 17. Jahrhundert hatte man das sogenannte „Oberhaus“ umfunktioniert und als Fruchtkasten genutzt. Später erfolgte der Abriss von Teilen der Burg, innerhalb deren in Resten erhaltener Umfassungsmauer man den heutigen Friedhof anlegte.
Die obere Burg in Buttenhausen liegt etwa 30 Meter über der Lautertalaue in stark überhöhter Hanglage im unteren Teil der „Kirchhalde“ nordöstlich des Orts. Von der Burganlage existieren heute noch Teile der polygonalen, an der Spornseite noch bis zu 5 Meter hoch erhaltenen Umfassungsmauern, innerhalb derer sich der Friedhof befindet. Gegen den Berg wurde die Burg von einem vor der Umfassungsmauer gelegenen, heute nicht mehr erhaltenen, aber Anfang des 20. Jahrhunderts offenbar noch erkennbaren Halsgraben geschützt. Zu dieser Zeit war auch noch ein vorhandener Keller am Spornende der Anlage erhalten, der heute verfüllt und obertägig nicht mehr nachvollziehbar ist sowie auch eine Spitzbogenpforte im südlichen Teil der Umfassungsmauer. Ein Burgplan der 1920/30er Jahre zeigt noch ein größeres Gebäude an der Spornseite samt dem darunter liegenden Gewölbekeller und einer dort hinab führenden Treppe. Auf älteren Fotografien sind noch Teile dieser Bauten zu erkennen, die erst in jüngerer Vergangenheit endgültig abgerissen beziehungsweise überprägt wurden. Die Burgfläche innerhalb der Außenmauern umfasste etwa 38 x 40 Meter. Einer Ansicht des 16. Jahrhunderts nach könnte es sich bei der Anlage im Kern um einen relativ hohen, turmartigen Baukörper gehandelt haben, der damals wohl noch gut erhalten war. Insgesamt ist der Forschungsstand zur Buttenhausener Burg relativ dürftig. Inwiefern dieser künftig gegebenenfalls mittels archäologischer Untersuchungen erweitert werden kann, lässt sich aufgrund der Friedhofsnutzung kaum abschätzen.
Noch weniger lässt sich zum Erscheinungsbild des unteren Schlosses beziehungsweise der so bezeichneten „Wasserburg“ sagen, die etwa 150 Meter westlich in der Aue des Lautertals lag. Dort gab es im späten 18. Jahrhundert offenbar ein „steinernes Tor mit dem Wappen der Familie Liebenstein, welches in einen dahinter liegenden Schlosshof führte“. Demnach umschloss die Anlage damals also eine in Steinbauweise ausgeführte Umfassungsmauer, welche allerdings nicht unbedingt Teil der ursprünglichen Burganlage war, sondern wohl einer jüngeren Ausbaustufe zuzurechnen ist. Ihre wiederholte Ansprache als Wasserburg verdankte sie wohl einem der Befestigung dienenden, von dem durchlaufenden Roßbach gespeisten breiteren Wassergraben. Darüber hinaus sind dem heute fast vollständig überprägten Areal obertägig kaum weitere Hinweise zur Ausgestaltung der Burg zu entnehmen.
Der Landkreis Reutlingen. Amtliche Kreisbeschreibung, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Reutlingen, Band I, Sigmaringen 1997, S. 85.
Beschreibung des Oberamts Münsingen 1825, S. 132-134.
Viktor Ernst, Beschreibung des Oberamts Münsingen, 2. Bearbeitung, Stuttgart 1912.
Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb. Dissertation Tübingen (in Vorbereitung).
Günter Schmitt, Burgenführer Schwäbische Alb 2, Biberach 1989, S. 153-160.
Günter Schmitt, Kaiserberge, Adelssitze. Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014, S. 120.