Sperberseck
Lenningen, Landkreis Esslingen
Höhe: Circa 728 Meter
Die Ruine Sperberseck geht auf eine Hochadelsburg des 11. Jahrhunderts zurück und ist in gewisser Weise ein Vorläufer des Hohenneuffen. Von einer mächtigen, heute verfallenen Schildmauer geschützt, hatten die Herren von Sulmetingen hier einen neuen Sitz errichtet, nach dem sich die Familie von da an „von Sperberseck“ nannte.
Sperberseck wurde um 1090 von Bertold von Sulmetingen, einem Hochadligen aus Oberschwaben, gegründet. Ab 1092 nannte sich das Geschlecht nach seiner neuen Burg „von Sperberseck“. Der Besitz am Nordrand der Alb gelangte wahrscheinlich durch Verwandtschaft mit den Neckargaugrafen des 11. Jahrhunderts während der 1080er-Jahre an die Herren von Sulmetingen. Die Familie, die zu den führenden des schwäbischen Adels dieser Zeit zählte, pflegte enge Beziehungen zu den Herzögen von Zähringen, den Grafen von Nellenburg und den Grafen von Achalm-Urach. Das unweit gelegene Dorf Böhringen gehörte zur Herrschaft Sperberseck.
Spätestens ein Sohn Bertolds, Mangold von Sulmetingen-Sperberseck, errichtete dann anfangs des 12. Jahrhunderts eine Burg auf dem Berg Neuffen, nach der er sich von da an nannte. Die Burg Sperberseck diente dem dort verbleibenden, später weniger bedeutenden Zweig der Familie als Sitz. Die Herren von Sperberseck büßten ihren hochadeligen Rang bis ins 13. Jahrhundert ein. Mitte des 13. Jahrhunderts begaben sie sich unter die Lehenshoheit der benachbarten Herzöge von Teck, und schon im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts scheinen sie als gleichrangig mit niederadligen, unfreien Ministerialen angesehen worden zu sein. Im 14. Jahrhundert finden sich Vertreter der Familie als Soldritter in den Diensten italienischer Städte.
Nach dem endgültigen Erwerb der Herrschaft Teck durch Württemberg Ende des 14. Jahrhunderts wurde Sperberseck folgerichtig württembergisches Lehen und an niederadlige Diener wie die Herren von Nachtigall vergeben. Der folgende Niedergang der Burg lässt sich an einigen Verkäufen, etwa der Wiese vor der Burg 1386 oder des ehemaligen, inzwischen unbewohnten Wirtschaftshofes 1388 ablesen. Die nicht mehr auf ihrer Stammburg ansässige Familie von Sperberseck bekleidete noch einige Ämter in württembergischen Diensten, beispielsweise Ulrich von Sperberseck als Ministeriale auf Hohengutenberg oder Wilhelm von Sperberseck als Burgvogt von Hohenneuffen 1486. 1718 schließlich starb Philipp Heinrich von Sperberseck als letzter Angehöriger des Geschlechts. Die Burg selbst wurde bereits 1623 als „Burgstall“, also als Ruine, bezeichnet. Zuletzt 1978 führten die Forstdirektion Stuttgart und das Staatliche Forstamt Kirchheim bestandserhaltende Maßnahmen durch, inzwischen ist die mächtige Schildmauer allerdings wieder in schlechtem Zustand.
Die Burg Sperberseck ist eine typische Schildmauerburg und liegt auf einem nach Norden gerichteten Höhensporn unterhalb des Albtraufs am Donntal. Sie war durch einen 14 Meter breiten und 10 Meter tiefen Graben in Hauptburg und Vorburg getrennt, wobei die Vorburg unbewohnt war. Direkt hinter dem Graben schloss sich die 3 Meter starke und 23 Meter lange Schildmauer aus Kleinquadern an, welche die rechteckige Kernburg an der Hauptangriffsseite schützte. Die Umfassungsmauer folgte weitgehend der natürlichen Felsformation. An die Außenmauer lehnten sich einige Gebäude an, etwa im westlichen Teil die Küche. 10 Meter unterhalb der Kernburg verläuft ein zwingerartiger Absatz um den Burgfelsen, der möglicherweise Platz für einige Wirtschaftsbauten bot.
Grundrisse Günter Schmitt: Kreisarchiv Sigmaringen Nachlass XI/98 Günter Schmitt
Bizer, Christoph und Gradmann, Wilhelm: Burgen und Schlösser der Schwäbischen Alb, Leinfelden-Echterdingen 1994
Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Stadt Kirchheim unter Teck Schriftenreihe des Stadtarchivs Band 31 – Die Thietpoldispurch und die Burgen der Kirchheimer Alb – Neue Methoden und Ergebnisse der Burgenforschung, Kirchheim unter Teck 2004
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Schmitt, Günter: Burgenführer Schwäbische Alb – Band 4 Alb Mitte-Nord, Biberach 1991
Anfahrt von Lenningen oder Bad Urach auf der B 465 oder B 28 Richtung Böhringen bzw. Donnstetten, zwischen Böhringen und Donnstetten zum Wanderparkplatz, beschilderter Wanderweg zur Ruine Sperberseck, die oberhalb des Donntals liegt. Auf Wanderwegen auch von Lenningen-Gutenberg aus erreichbar.
Frei zugänglich.