Blankenhorn

Weshalb die Burg letztendlich zu ihrem falschen Namen kam, ist somit eigentlich kaum nachvollziehbar. Dieser nimmt Bezug auf die großbäuerliche und im 15. Jahrhundert offenbar relativ wohlhabende Familie Blankenhorn, die erstmalig 1383 in Gächingen nachweisbar ist. Im 15. Jahrhundert veräußerten jene mehrfach Besitz in den umliegenden Orten. Allerdings waren diese weder von adeligem Stand noch lassen sich irgendwelche plausiblen Belege finden, die einen irgendwie gearteten Zusammenhang zu der Burg über dem Ermstal aufzeigen könnten.

Gegen einen solchen spricht außerdem die seit einigen Jahren anhand der archäologischen Funde aus dem Burgareal erschlossene Datierung, die einen Entstehungszeitraum bereits in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts wahrscheinlich macht. Damit bestand die Burg bereits lange vor dem Auftreten der ersten Vertreter der Familie Blankenhorn im 14. Jahrhundert und gehört überhaupt zu den ältesten Burganlagen des oberen Ermstals. Vorstellbar wäre es vor diesem Hintergrund, dass es sich bei der inmitten im Gebiet der Grafschaft Urach errichteten Anlage möglicherweise um einen frühen Ministerialensitz beziehungsweise eine Eigenburg der Uracher Grafen handeln könnte, auch wenn konkrete Belege hierzu ebenfalls fehlen. Relativ deutlich lässt sich anhand der Fundkeramik schließlich das Ende der Nutzungszeit dieser Burganlage um die Mitte des 12. Jahrhunderts verorten, womit sie zu den am frühesten aufgegebenen Burgenstandorten jener Tallandschaft gehört.

Die Burgstelle Blankenhorn befindet sich etwa 1 Kilometer südöstlich des Dorfs Sirchingen am westlichen Hangbereich des Ermstals. Die von dem bergseitigen Gelände stark überhöhte Anlage wurde auf einem gegen das Tal steil abfallenden Burgfelsen etwa 100 Meter oberhalb der sogenannten „Enge“ errichtet. Nordseitig verläuft durch eine Seitenschlucht ein kleiner Wasserlauf. Von dem ansteigenden Hangbereich wird die Burganlage durch einen verflachten, etwa 6 Meter breiten und 26 Meter langen Halsgraben abgeschnitten. Dahinter erhebt sich ein etwa 2 Meter hoher, steindurchsetzter Schuttwall, in dem vermutlich der Rest einer Mauer, möglicherweise einer frühen Form einer Schildmauer erhalten ist. Hinter diesem erstreckt sich die rund 17 x 27 Meter messende Burgfläche, auf der sich keine konkreten Bauspuren mehr finden. Allerdings lassen sich zumindest im westlichen Eckbereich, wahrscheinlich als Rest der Umfassungsmauer oder auch eines Gebäudes, geringfügige Reste von Kleinquadermauerwerk erkennen. Auffällig ist zudem eine ungefähr 5 x 6 Meter messende Grube von noch etwa 2 Meter Tiefe auf der südöstlichen Burgseite, die als Relikt eines Gebäudes oder vielleicht auch einer Zisterne anzusprechen ist. Auf die einstigen Burggebäude verweisen darüber hinaus aber nur noch einige verstreut liegende Mörtelbrocken und Bruchstücke von gebranntem Lehm. Wo genau der Zugang zur Burg erfolgte, ist ebenso wie deren einstige Erscheinungsform heute kaum mehr rekonstruierbar. Auch ob die kleinräumige Fläche vor dem Burggraben einst in die Anlage einbezogen war, lässt sich heute aufgrund des durch jüngeren Wegebau stark überformten Areals nur noch schwer beurteilen.

Unterhalb der heute auffallend „abseits“ anmutenden Lage der Burgstelle verlief die bedeutende Straße durch das Ermstal von Urach über Seeburg nach Münsingen. Auf der anderen Talseite erhob sich unmittelbar gegenüber die im Vergleich deutlich jüngere Burg Baldeck.

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Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb (in Vorbereitung).

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(Michael Kienzle)