Hundersingen
Hundersingen (Münsingen), Landkreis Reutlingen
Die Hochburg war die erste der zwei Hundersinger Burgen und lag im westlichen Teil des langgezogenen Lautertaldorfes auf dem Rücken eines sanft abfallenden Sporns.
(Michael Kienzle)
Im Falle der „Hochburg“ oder „Oberburg“ in Hundersingen dürfte es sich um die erste Burganlage im Lautertal der um 1100 erstmals genannten Herren von Hundersingen handeln, die im Wappen eine steigende Bracke führten. Sie lag nahe der alten Steige nach Eglingen, die Bestandteil einer weit zurückreichenden, das Lautertal in Hundersingen querenden Straße war, deren Relikte sich in Form mächtiger Hohlwegspuren im Hang abzeichnen. Über die Burg selbst ist wenig bekannt. Bereits im 19. Jahrhundert waren lediglich noch spärliche Reste der heute weitgehend überprägten Anlage vorhanden.
Keramikfunde verweisen auf eine Erbauung der Burg in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Unter den Fundstücken fand sich auch eine emaillierte Zierscheibe, die auf Bewohner gehobenen sozialen Standes schließen lässt. Wann die Burg aufgegeben wurde, lässt sich nicht genauer eingrenzen. Möglicherweise verlor sie mit der Errichtung der jüngeren Burg Hohenhundersingen an Bedeutung. Die heutige Wohnbebauung im Bereich „Hochburg“ entstammt durchweg dem 19./20. Jahrhundert. Das gegenüberliegende Gewann „Breitle“ war wohl stets alter Herrschaftsbesitz und dürfte auf ehemaliges Burgzubehör zurückgehen.
Die ehemalige Burg „Oberhundersingen“ lag am westlichen Ende des Orts auf einem sanft ansteigenden Sporn in der Flur Hochburg knapp 20 Meter oberhalb der Aue des Lautertals. Heute ist von der in den Grundstücken Hochburg 14 / 16 zu verortenden Anlage obertägig nahezu nichts mehr erkennbar und das Areal weitgehend modern überprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren noch spärliche Reste, ein Hügel und Grabenspuren vorhanden, wurden damals jedoch stark durch Abgrabungen zerstört. Ein Burgplan aus den 1920/30er Jahren zeigt noch Reste eines massiven, etwa 9 x 12 Meter messenden turmartigen Bauwerks mit 2-3 Meter starken Mauern sowie Reste einer talseitigen Mauer und eines bergseitigen Grabens.
Bezüglich des Aussehens der ehemaligen Burganlage finden sich somit nur wenige Indizien. Fasst man diese zusammen, so könnte den Kern der Anlage ein massiver, in Steinbauweise errichteter turmartiger Bau (möglicherweise ein Wohnturm) ausgemacht haben, dem sich eine Art ummauerter Vorhof angeschlossen haben könnte. Die bergseitige Abschirmung dürfte ein Felsgraben übernommen haben, während nach Norden der Steilhang zum Lautertal ausreichenden Schutz bot.
Christoph Bizer, Die Hundersinger Burgen und andere Burgen des Lautertals im Spiegel archäologischer Funde, in: Burg Hohenhundersingen, hrsg. von der Fördergemeinschaft Hohenhundersingen e.V., Münsingen 2007, S. 6-13.
Beschreibung des Oberamts Münsingen 1825, S. 175.
Roland Deigendesch, Zur Geschichte der Herren von Hundersingen, in: Burg Hohenhundersingen, hrsg. von der Fördergemeinschaft Hohenhundersingen e.V., Münsingen 2007, S. 2-5.
Roland Deigendesch, Gundelfingen – Hundersingen. Adel, Burgen und Herrschaft im Lautertal, in: Ders. (Hrsg.), Ritter und Bauern im Lautertal. 900 Jahre Bichishausen, Gundelfingen, Hundersingen, Dettingen/Erms 2005, S. 18-19.
Viktor Ernst, Beschreibung des Oberamts Münsingen, 2. Bearbeitung, Stuttgart 1912, S. 697.
Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb (in Vorbereitung).
Günter Schmitt, Kaiserberge, Adelssitze. Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014, S. 120.