Obere Diepoldsburg
Lenningen, Landkreis Esslingen
Höhe: Circa 735-780 Meter
Die Obere Diepoldsburg, auf einem zur Seite steil abfallenden Felsenkamm eines langgezogenen Bergsporns zwischen dem Lenninger und dem Bissinger Tal errichtet, geht in ihren Ursprüngen vermutlich bis ins frühe Mittelalter zurück. Von der einst bedeutenden Burg sind lediglich einige Mauerreste und tiefe, in den Fels gearbeitete Gräben erhalten.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der Oberen Diepoldsburg um jene „Thietpoldispurch“, auf der 914 der schwäbische Pfalzgraf Erchanger den Bischof von Konstanz gefangen hielt. Archäologische Lesefunde deuten darauf hin, dass die Befestigung bereits im 9. Jahrhundert bestand und bis ins 11. Jahrhundert benutzt wurde, historische Zusammenhänge legen nahe, dass die Burg zeitweise in der Hand der Herzöge von Schwaben, der Familie der so genannten Burchardinger, gewesen sein könnte. Schriftliche Nachrichten, die sich direkt auf diese Burg beziehen, existieren aus dem Hochmittelalter jedoch keine.
Es ist vorstellbar, dass die Obere Diepoldsburg während der kriegerischen Auseinandersetzungen des schwäbischen Adels mit König Heinrich IV. 1078 zerstört wurde. Es ist aber auch denkbar, dass der Neubau der bedeutenden Burg auf der benachbarten Teck durch die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert die Diepoldsburg an Bedeutung verlieren ließ.
Vermutlich um 1200 wurde die Diepoldsburg von einem edelfreien Geschlecht erneuert, von dem erstmals im Jahr 1210 ein Vertreter in den Schriftquellen erscheint. Diese Herren von Diepoldsburg waren vermutlich hochadlige Gefolgsleute der Herzöge von Teck. In der Hand der Herzöge von Teck erscheint die Diepoldsburg dann 1297. Die Herzöge behielten diesen Sitz als Eigenburg und verliehen sie nicht an Dienstleute. Mit der Hälfte der Herrschaft Teck gelangte die Diepoldsburg 1303 an das Haus Habsburg. Durch die Verpfändung dieses Herrschaftsteils an die Grafen von Württemberg nach 1323 konnten diese vermutlich über die Burg verfügen. Im 14. Jahrhundert erscheinen die niederadligen Herren von Grafeneck als Inhaber, die auch zeitweise hier ihren Sitz hatten.
Die Obere Diepoldsburg erstreckt sich auf einer Länge von 165 Metern und ist von mehreren, in den Fels gehauenen Gräben in verschiedene Bereiche geteilt. In der Mitte der Anlage befindet sich die Ruine der Kernburg mit einer 3,5 Meter dicken und 22 Meter langen Schildmauer. Die rund 38 x 22 Meter große Fläche dieser inneren Burg war von einer Ringmauer komplett umschlossen und bot Platz für einige Gebäude. Tatsächlich deuten archäologische Lesefunde darauf hin, dass es sich bei dieser inneren Burg mit der Schildmauer um jene Burg handelt, die um 1200 von den Herren von Diepoldsburg erneuert worden war. Sie wurde gewissermaßen durch Gräben aus der älteren, größeren Thietpoldispurch herausgeschnitten. Die ältere Burg erstreckte sich fast über den gesamten Sporn, der vermutlich schon eine keltenzeitliche Befestigung aufwies.
Die der hochmittelalterlichen Schildmauerburg nach Westen und Osten vorgelagerten Anlagen sind nach Ausweis der Lesefunde keine befestigten und bewohnten Vorburgen, wie dies schon angenommen wurde. Wirtschaftsbauten und Ställe können hier ausgeschlossen werden und sind beim Wirtschaftshof der Burg, dem späteren Hofgut zu vermuten. Wahrscheinlich wurde die östliche Anlage als Vorwerk für die Schildmauer, die Westliche als zusätzlicher Hofraum genutzt.
Grundrisse Günter Schmitt: Kreisarchiv Sigmaringen Nachlass XI/98 Günter Schmitt
Bizer, Christoph und Gradmann, Wilhelm: Burgen und Schlösser der Schwäbischen Alb, Leinfelden-Echterdingen 1994
Bizer, Christoph und Götz, Rolf: Stadt Kirchheim unter Teck Schriftenreihe des Stadtarchivs Band 31 – Die Thietpoldispurch und die Burgen der Kirchheimer Alb – Neue Methoden und Ergebnisse der Burgenforschung, Kirchheim unter Teck 2004
Schmitt, Günter: Kaiserberge, Adelssitze – Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014
Schmitt, Günter: Burgenführer Schwäbische Alb – Band 4 Alb Mitte-Nord, Biberach 1991
Straße von Bissingen an der Teck nach Schopfloch, 100 Meter vor Ochsenwang die erste Abbiegung direkt nach dem Albaufstieg nach rechts nehmen, am Trauf entlang zum Hof Diepoldsburg, dort dem bezeichneten Wanderweg zu den Burgen folgen. Wanderparkplatz neben der Straße oder Parkplatz beim „Engelhof“.
Frei zugänglich, Trittsicherheit erforderlich, sehr steiles Gelände.