Pfählen
Bad Urach, Landkreis Reutlingen
Burg Pfählen war eine ehemalige Niederadelsburg an der Mündung des Kaltentals in das Elsachtal etwa 2 Kilometer nordöstlich der Stadt Bad Urach, nahe des heutigen Campingplatzes Pfählhof.
Mit Konrad dem Pfähler erscheint das niederadelige Geschlecht der Herren von Pfählen erstmals im Jahr 1316 in den historischen Quellen. Im späten 14. und im 15. Jahrhundert werden weitere Vertreter der Familie genannt. Ein Ulrich von Pfählen tritt am 4. Juli 1377 zusammen mit seinen Schwestern Klär und Anna in der urkundlichen Überlieferung auf.
(Michael Kienzle)
Er scheint aber 1398 bereits verstorben gewesen zu sein, da dessen Witwe Engel Thannerin und ihr Sohn Heinrich ihre halbe Wiese zu Pfäln, genannt die Braiten Wiesen sowie ein Gut im nahen Dorf Grabenstetten verkauften. Kurz darauf veräußerten sie Zinsen und Gülten zu Gutenberg, Oberlenningen und Plochingen. 1399 stiftete eine Anna Pfählerin Besitz in Hengen an das Kloster Offenhausen. Vermutlich kam es bereits Ende des 14. Jahrhunderts zu einem Niedergang der Herrschaft Pfählen im Elsachtal, worauf zahlreiche Besitzveräußerungen sowie die Verlagerung des Herrschaftsmittelpunkts deuten. Bereits 1421 nannte sich Heinrich Pfähler explizit „nach Dettingen“, wo sich die Familie einen neuen Sitz geschaffen hatte. Derselbe Heinrich tritt im Zuge von Güterverkäufen 1419 in Böhringen und 1423 in Dettingen auf. Am 29. Dezember des Jahres 1445 tauschten schließlich Agnes von Melchingen, die Witwe Heinrich Pfählers und weitere Familienmitglieder mit Graf Ludwig von Württemberg Gülten zu Benzingen gegen pfeln die Burg, pfäln daz wyler, mit huisern, mit Schuiren, mit garte, äcker, wissen, holz, welde, wasser wunne und weyde und was dartzu oder daryne gehöret, von Rechte als durch gewonheit gehören sol oder mag und als sie das Innegehapt und bisher genossen hand[...].
Offenbar bestand also noch um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine Burg Pfählen im Elsachtal, ohne dass sich entscheiden lässt, in welchem baulichen Zustand die Anlage war beziehungsweise, ob diese damals überhaupt noch bewohnt werden konnte. Spätestens in der Folgezeit scheint die Burg aber abgegangen zu sein. Das alte Burgzubehör wurde allerdings weiter bewirtschaftet. Die zugehörige Siedlung Pfählen wandelte man zunächst in eine Schäferei um und im 16. Jahrhundert war aus dem alten Burgweiler ein württembergischer Viehhof geworden, der noch bis 1831 bestand.
Die Entstehungszeit der Burg lässt sich nur vage in die Jahrzehnte um 1300 datieren, wobei eindeutige Nachweise hierzu bislang nicht vorliegen.
Burg Pfählen lag mitsamt dem gleichnamigen Weiler im Bereich der Einmündung des Kaltentals in das Elsachtal, etwa 2 Kilometer nordöstlich von Bad Urach. Bis vor wenigen Jahren schien eine genaue Lokalisierung dieser Burganlage nicht möglich. Dass der ehemalige Burgweiler wahrscheinlich im Bereich der späteren, anhand kartographischer Quellen gut rekonstruierbaren späteren Hofanlage zu verorten ist, legen neben den topografischen Begebenheiten auch ältere Kartierungen nahe. Der Standort der Burg selbst konnte neuerdings infolge einer gezielten archäologisch-topografischen Untersuchung im unteren Abschnitt des Fuchsbergs lokalisiert werden.
An der Spitze des schmalen Spornbereichs lässt sich eine etwa 7 x 9 Meter messende, verebnete Fläche ausmachen, die einen ehemaliger Hofbereich oder den Standort eines Gebäudes vermuten lässt. Östlich grenzt eine etwa 0,5 Meter tiefe Grube an, die von einem unregelmäßigen steindurchsetzten Schuttwall umgeben ist. Hierbei dürfte es sich um einen Gebäudegrundriss von etwa 8 x 8 Meter Grundfläche beziehungsweise um ein im Untergrund erhaltenes steinernes Fundament handeln, in dem die Reste eines Turms zu vermuten sind. Weiter östlich schließt sich ein fast ebener Bereich von etwa 18 Meter Länge an, der eine einstmals als Hof oder auch als Standort leichter Bauten gedient haben könnte.
Modern verändert wurde die Anlage vor allem durch einen jüngeren Wanderweg, der den Sporn in mehreren Stufen ersteigt und das ursprüngliche Relief teils verändert hat. Ein halbrunder, etwa 4 Meter breiter grabenartiger Geländeeinschnitt gegen das ansteigende Gelände des Fuchsbergs dürfte auf den letzten Rest eines stark verfüllten Burggrabens auf der Nordostseite der Anlage zurückgehen.
Markante Baureste, Spuren einer Steinbebauung oder Funde von Dachziegelfragmenten konnten bislang im gesamten Areal nicht geborgen werden. Im Falle der Burg Pfählen muss daher primär an eine Befestigung in Holz- und/oder Fachwerkbauweise gedacht werden. Für eine solche könnte auch die Herleitung des Burgnamens vom mittelhochdeutschen Wort „phâl“ sprechen, wobei diese namentliche Deutung hypothetisch bleiben muss. Als spätmittelalterliche Holzburg entspräche Burg Pfählen somit gut dem Bild zahlreicher, heute zumeist vollständig aus dem Landschaftsbild verschwundener Niederadelssitze dieses Zeitraums.
Zur Burg Pfählen gehörte stets der darunter liegende Weiler. Im Jahr 1445 werden als zur Herrschaft gehörig außerdem Gärten, Äcker und Wiesen, Holz und Wälder, Wasser sowie Wunn und Weide genannt. Im 16. Jahrhundert umfasste der nun württembergische Betrieb dann rund 63 Tagwerk Wiesen sowie ausgedehnte Weiden. Die Burg lag außerdem am Kreuzungspunkt mehrerer Verkehrswege, zu denen neben dem alten Weg von Urach nach Grabenstetten durch das Elsachtal auch ein Aufstieg durch das Kaltental zählte, der bereits in vorgeschichtlicher Zeit genutzt wurde. Dieser führte durch ein anhand von Geländespuren rekonstruierbares Tor in den Bereich der spätkeltischen „Elsachstadt“, den Kernbereich des „Oppidum Heidengraben“. Im 18. Jahrhundert führte dort über die „aurenecker Steig ein Weg auf die Hochfläche.
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(Michael Kienzle)