Steingebronn

Noch bis in das Jahr 1263 nennen sich diese stets „von Münsingen“. Ab 1276 erscheint dann allerdings das Dorf Steingebronn zusammen mit dem benachbarten Ort Dottingen im Besitz eines H(einricus) miles de Stainibrunn dictus cognomine Spa(e)te. Spätestens in der Zeit um 1300 war der Ort neuer Herrschaftsmittelpunkt der Familie geworden, die in der dortigen Pfarrkirche 1339 eine Memorialstiftung tätigte. Bereits 1364 bildete sich jedoch eine eigenständige Speth-Linie „von Ehestetten“ heraus, woraufhin der ältere Familiensitz in Steingebronn zunehmend an Bedeutung verlor. 1562 erwarb Herzog Christoph von Hans Ludwig Speth von Höpfingen den gesamten Steingebronner Besitz mitsamt den angrenzenden Gemeinden. Im Laufe des Spätmittelalters erlebte die Familie, deren Vertreter teils hohe Stellungen im Dienste des Hauses Württemberg einnahmen, einen enormen sozialen Aufstieg.

Auffällig ist die kleinräumige Markung, die an eine Entstehung des Dorfs Steingebronn im Sinne eines mittelalterlichen Burgweilers denken lässt. Vorgeschichtliche Grabhügel und merowingerzeitliche Befunde um die Kirche deuten aber auch auf eine noch frühere Siedlungstätigkeit. Erstmals ausdrücklich genannt wird der Ort ad Stainigebrunnon, bei dem es dem Namen nach offenbar eine „steinige Quelle“ gab, bereits um 1100 in der Überlieferung des Klosters Zwiefalten. Zur Nutzungszeit, aber auch zum Abgang der Burg, lassen sich bislang keine konkreteren Aussagen treffen. Ihr konsequentes Fehlen in älteren kartografischen Darstellungen sowie die vollständige Überprägung des Areals lassen jedoch eine frühe Aufgabe vermuten.

Die ehemalige Burg in Steingebronn, an die noch die Bezeichnung „Burgstraße“ erinnert, wurde in freistehender Gipfellage etwa 20 Meter oberhalb des umgebenden Geländes errichtet. Heute befinden sich dort die Kirche und das Pfarrhaus. Auf dem verfüllten Burggraben wurde später ein Hof erbaut. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts sollen einige Spuren der Burg erkennbar gewesen sein, heute lässt sich hiervon allerdings nichts mehr feststellen. Noch die Württembergische Flurkarte von 1820 lässt aber die einstmalige Ausdehnung der Burganlage erahnen. Auch der gegebenen topographischen Situation nach könnte es sich um ein etwa 30 x 80 Meter messendes, oval ausgeformtes Burgareal gehandelt haben.

Die Lage des Dorfs innerhalb einer ausgedehnten Rodungsinsel lässt sich noch im Landschaftsbild erkennen und dürfte den Kernraum der einstigen Herrschaft Steingebronn aufzeigen. Die Burg lag zugleich oberhalb einer bedeutenden mittelalterlichen Fernstraße, die im Wesentlichen einer älteren, bereits in römischer Zeit begangenen und mit dem sogenannten „Alb-Limes“ in Verbindung stehenden Strecke folgte.

Christoph Bizer/Rolf Götz/Wolfram Kies, Vergessene Burgen, in: R. Bütterlin (Hrsg.), Münsingen. Geschichte, Landschaft, Kultur, Festschrift zum Jubiläum des württembergischen Landeseinigungsvertrags von 1482, Sigmaringen 1982, S. 262.

Der Landkreis Reutlingen. Amtliche Kreisbeschreibung, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Reutlingen, Band I, Sigmaringen 1997, S. 691-692.

Viktor Ernst, Beschreibung des Oberamts Münsingen, 2. Bearbeitung, Stuttgart 1912, S. 772-774.

Michael Kienzle, Burg und Kulturlandschaft. Beobachtungen zum soziokulturellen und topographischen Umfeld mittelalterlicher Adelssitze im Bereich der Mittleren Schwäbischen Alb. Dissertation Tübingen (in Vorbereitung).

Manfred Waßner, Von der Lauterquelle an die Donau. Die Entwicklung der spätmittelalterlichen Adelsherrschaften auf der Münsinger Alb am Beispiel der Familie Speth, in: R. Deigendesch (Hrsg.), Ritter und Bauern im Lautertal. 900 Jahre Bichishausen, Gundelfingen, Hundersingen, Dettingen/Erms 2005, S. 67-74.

Günter Schmitt, Burgenführer Schwäbische Alb 4, Biberach 1991, S. 274.

Günter Schmitt, Kaiserberge, Adelssitze. Die Burgen, Schlösser, Festungen und Ruinen der Schwäbischen Alb, Biberach 2014, S. 130.

(Michael Kienzle)